JASS gegen HASS

JASS gegen HASS setzt sich mit Hass, Polarisierung, Radikalisierung und Extremismus im Zusammenhang mit dem Internet auseinander. Hassrede (Hate Speech) im Internet war einer der Gründe weshalb JASS 2015 gegründet wurde. 2017 setzen wir uns intensiv mit dem Phänomen Hate Speech auseinander. Daraus entstand eine Situationsanalyse, verschiedene Videos, das Projekt Winfluence und verschiedene Workshops.


JASS gegen HASS Workshops

Wir bieten auch Workshops zum Thema Hate Speech an. Bist du am Workshop interessiert? Dann nimm doch ungeniert mit uns über kontakt@jass-mit.ch Kontakt auf. Wir stellen ausgewählte Präsentationen davon online zur Verfügung. Schau doch mal rein!

Oktober 2018: Social Media & Extremismus: Für SZIG im Rahmen im Rahmen von muslimische Organisationen als gesellschaftliche Akteure: Social Media & Extremismus

Juli 2018: Umgang mit HASS: JASS gegen HASS Sommerakademie 2018: Das Problem Hate Speech
Infoklick hat Bericht erstattet zum Workshop an der Sommerakademie – schau: Bericht Infoklick

März 2018: Rassismus Woche Solothurn 2018: Hass ist keine Meinung


Was können wir Menschen gegen Hass im Netz tun? Eine Auswahl von Verhaltensweisen zum Download


Rechtliche Situation in der Schweiz – Hate Speech zur Anzeige bringen, ja, aber wie? Eine Übersicht zum Download


Projekt WINFLUENCE

Allgemeines: Gewalttätiger Extremismus bringt unseren sozialen Frieden und unsere Sicherheit in Gefahr. Extremismus ist ein Randphänomen, welches aber in der Mitte unserer Gesellschaft entsteht und somit alle in unserer Gesellschaft betrifft. Dabei spielt die Lebenswelt Internet eine sehr wichtige Rolle. Der digitale Raum wird gezielt genutzt, um Hass und Hetze gegenüber Minderheiten oder extremistischer Propaganda zu verbreiten. Dazu werden soziale Medien, technische Möglichkeiten wie Algorithmen, Social Bots und bezahlte Werbung, etc. ausgeschöpft. Extremistische Propaganda sowie Hass und Hetze im Netz sind laut und aggressiv. Counter Speech und Zivilcourage scheinen dagegen leise und verzagt. Angehörige von Minderheiten, gegen welche gehetzt wird, fühlen sich zunehmend diskriminiert und ausgeschlossen und die skeptische oder ablehnende Bevölkerung sieht sich in ihrer Wahrnehmung und Meinung bestätigt. Die Ängste und die Ablehnung scheinen sich gegenseitig anzutreiben und die gegenseitige Radikalisierung zu unterstützen – ein Perpetuum-Mobile des Extremismus. Weiter zu berücksichtigen ist, dass auch in moderaten Kreisen eine zunehmende Polarisierung spürbar ist.

Junge Menschen sprechen andere (junge) Menschen mit selbstentwickelten Inhalten direkt an und vermitteln so niederschwellig alternative Narrative zu den Themen, die Menschen beschäftigen. Sie sind dabei persönliche Botschafter für Respekt, Toleranz und Verständnis für Andersdenkende, für ein Miteinander und demystifizieren radikales Gedankengut auf unterhaltsame, niederschwellige und undogmatische Weise für ein breites Publikum.

Winfluence ist ein Projekt in Zusammenarbeit mit der Jugendinfo Winterthur, der FSEG Winterthur und der Stadt Winterthur.

Die Inhalte der Videos von Winfluence werden gemeinsam mit Jugendlichen entlang der Merkmale problematischer Gruppierungen erarbeitet.

Was sind problematische Gruppierungen? Unsere Gesellschaft ist geprägt von einer Vielfalt von sozialen Ordnungssystemen wie Werthaltungen, Menschenbildern und Weltanschauungen etc. Wir unterscheiden zwischen politisch, kulturell, sozial und religiös geprägten Strömungen. Problematisch werden diese, wenn sie die Interaktion und den Austausch im gesellschaftlichen Zusammenleben behindern und stören. Je mehr eine Gruppe polarisiert, je radikaler, je extremer sie denkt, umso mehr entfernt sie sich von der Mitte – dem Konsens – der Gesellschaft. Der Konsens als Mitte der Gesellschaft ist die Basis für eine demokratische, partizipative Gesellschaft. Somit befindet sich Extremismus, welcher je extremer umso weniger Interaktionsfähigkeit aufweist, an den Rändern der jeweiligen Gesellschaft, d.h. je radikaler, um so näher am Rand. Durch die Integration problematischer Gruppierungen durch die Zivilgesellschaft (zurück in die Mitte der Gesellschaft) wird Extremismus präventiv entgegengewirkt und der Radikalisierungsprozess wird unterbrochen. Solange sich problematische Gruppierungen von Gewalt distanzieren, sollte die Integration durch die Zivilgesellschaft und ihre Institutionen gelingen.

1. Diskriminierung / Demokratiefeindlich / Menschenrechtsfeindlich
Diskriminierung von Menschen nach Herkunft, Aussehen, Geschlecht, Weltanschauung / Religion oder sexueller Orientierung. Die Gruppen gestehen nicht allen Menschen dieselben Rechte und Freiheiten zu. Sie unterteilen in Menschen, welche diese Rechte in Anspruch nehmen, und Menschen, welche diese Rechte nicht in Anspruch nehmen dürfen. Damit legitimieren sie den Machtanspruch.

2. Drohungen
Die Gruppe setzt Drohbotschaften ein, um die Mitglieder auf Linie zu halten, etwa indem Aussteigern ein schlimmes Schicksal angekündigt wird.

3. Überwachung & Kontrolle 
Die Gruppe kontrolliert ihre Mitglieder, sei es durch die enge Führung, durch gegenseitige Bespitzelung oder gar durch einen internen Geheimdienst.

4. Weltherrschaftspläne & Absolutheitsanspruch 
Die Gruppe strebt die Ablösung der gegenwärtigen Gesellschaftsordnung durch eine Welt unter ihrer Herrschaft und/oder nach ihren Regeln an. Der Einsatz von Gewalt ist Option.

5. Allheilmittel und Paradies
Die Gruppe macht Versprechungen und bietet Methoden an, welche angeblich alle möglichen Leiden und Probleme beheben soll.

6. Verschwörungstheorien
Die Gruppe greift zu Verschwörungstheorien, wenn die Welt sich nicht so präsentiert, wie sie es nach der Lehre der Gruppe tun müsste.

7. Schwarz-Weiss-Denken
Die Gruppe lehrt, dass nur die Menschen gerettet werden, die der Gemeinschaft folgen.

8. Love bombing 
Interessenten werden mit Komplimenten und Zuneigung überschüttet, so dass der Eindruck entsteht, die bestmöglichen Freunde gefunden zu haben. Oder Sie werden als Auserwählte und besonders Talentierte dargestellt. Mit der Zeit muss die Zuwendung verdient werden.

9. Meidung von Aussteigern
Menschen, die der Gruppe den Rücken gekehrt haben, gelten als Abtrünnige und Verräter. Den Mitgliedern wird jeglicher Kontakt zu ehemaligen Anhängern strikte verboten.

10. Doppelgesicht
Die Gruppe präsentiert sich gegen aussen komplett anders als gegen innen. Die Selbstdarstellung in der Werbung hat mit der inneren Realität wenig gemein.

11. Tradiertes Rollenbild 
Die Gruppe sieht für Frauen und Männer tradierte Rollen vor. Frauen und Männer werden prinzipiell nicht gleichberechtigt behandelt

12. Verbreiten von Angst und Unsicherheit von Aussen
Innerhalb der Gruppierung wird Schutz geboten von den Gefahren ausserhalb der Welt der Ideologie. Die potentiellen Gefahren von Aussen werden hervorgehoben, um Angst und Unsicherheit zu schüren.

13. Missionieren
Die Gruppe verbreitet mit (aggressiven) Werbeversuchen eine Ideologie oder Glaubenslehre aktiv unter Andersdenkenden oder Andersgläubigen. Eine Aufgabe, welche die Gruppe jedem Mitglied auferlegt, ist für neue Mitglieder zu Werben (Schneeballeffekt), um die Ideologie weiter zu verbreiten und immer mehr Menschen zu ihr zu bekehren. Dafür wird viel Zeit investiert und den Interessierten wird alle Aufmerksamkeit geschenkt. Rhetorisch wird dabei mit (falscher) Logik argumentiert und Gegenargumente werden mit sich selbst bestätigenden logischen Setzungen/Normierungen/Behauptungen widerlegt.

Alternative Narrative: Die Jugendinfo Winterthur hat mit einer Illustratorin verschiedene Motion Comics produziert. Darin werden ausgewählte Merkmale problematischer Gruppierungen und Ansätze im Umgang damit angesprochen. Im Vordergrund der Produktion stand die Förderung von Interaktion und der anständigen, respektvollen Austausch von Andersdenkenden miteinander.

Winfluence #1: GENDER (Merkmal problematische Gruppierung: Tradiertes Rollenbild)
Der erste Clip des Pilotprojekt Winfluence thematisiert den Umgang zwischen Männern und Frauen in unserer Gesellschaft. Was ist okay und was ist nicht okay? Wie gehen wir mit unerwünschten Verhaltensweise um? Welche Lösungsmöglichkeiten gibt es? Diskutiere mit uns auf YouTube.

Winfluence #2: HASS im Alltag (Merkmal problematische Gruppierung: Ausschluss – Rassismus – Diskriminierung)
Der zweite Clip unseres Projektes Winfluence thematisiert den Ausschluss von Menschen aufgrund von Merkmalen. Im Clip handelt es sich um äusserliche Merkmale und der Ausschluss ist klar rassistisch motiviert. Wie gehen wir mit solchen Verhaltensweisen um? Welche Lösungsmöglichkeiten gibt es? Wie gehst du mit der emotionalen Empörung um wenn du solche Situationen beiwohnst. Diskutiere mit uns auf YouTube.

Winfluence #3: Grillideologie (Merkmal problematische Gruppierung: Schwarz/Weiss-Denken)
Wer darf was? Wer grilliert was? Wer schreibt wem was vor? Kennst du das, wenn auf dem Grill die Ideologien aufeinanderprallen und es zu Streit führt? Diesen Sommer heftigst in den Medien diskutiert wollen wir nun wissen: müssen wir diskutieren statt grillieren? Diskutiere mit uns auf YouTube.

Winfluence #4: Gewalt und Aggression (Merkmal problematische Gruppierung: Drohung und Gewalt)
Gewalt – gerade Gewalt gegen Frauen – war diesen Sommer ein trauriges Thema hierzulande. Doch Zivilcourage braucht viel Mut. Als unbeteiligte Person fragt man sich: Was muss ich tun? Was kann ich tun? Was soll ich tun? Begebe ich mich selbst in Gefahr? Wie reagierst du wenn du zufällig an eine gewaltvolle Situation herantrittst? Diskutiere hier mit uns zu Zivilcourage und dem Umgang mit Gewalt auf YouTube.

The last Winfluence #5: Die Amis sind an ALLEM schuld! (Merkmal problematische Gruppierung: Verschwörungstheorien)
Verschwörungstheorien gibt es wie Sand am Meer. Zugegeben – sie wirken auch auf uns eine gewisse Faszination aus und sie klingen so verführerisch logisch. Doch was macht eine Verschwörungstheorie aus? Welche Verschwörungstheorien kennst du? Diskutiere hier mit uns auf YouTube.


JASS gegen HASS Videos:

Wir haben es uns selbst nicht nehmen lassen und haben Alternativen zu Hass und Exklusion in Form von kurzen Videoclips, in Zusammenarbeit mit Hunter Film, Unsere Farben und BLOW UP-Studio produziert.


JASS gegen HASS Situationsanalyse. Hier gehts zum DOWNLOAD des Berichts.

Im Frühjahr 2017 hat sich JASS intensiv mit Hate Speech (Hassrede) im Internet auseinandergesetzt. Der Hass im Netz in Form von gruppenspezifischer Menschenfeindlichkeit war eines der Phänomene 2015, welches massgeblich zur Gründung des Vereins führte. Hate Speech ist das Symptom einer exklusiven Gesellschaft. Hass polarisiert, Hass diskriminiert, Hass tötet. So auch der virtuelle Hass im Netz. Hate Speech findet im Internet statt. Dabei ist das Internet ein Spiegelbild unserer Gesellschaft und Hate Speeches widerspiegeln wie hasserfüllt unsere Gesellschaften sind. Hate Speech wird dabei durch Menschen gemacht. Menschen, welche unser friedliches Zusammenleben stören wollen. Dabei werden die Opfer von Hate Speech seelisch, psychisch und emotional verletzt und ganze Gruppen von Menschen nach und nach entmenschlicht. Sprache ist dabei Handeln, weil Sprache Handeln vorbereitet. So werden innerhalb unserer Gesellschaften ganze Gruppen von Menschen abgewertet, um die Beschneidung ihrer Freiheitsrechte zu legitimieren. Zeitgleich sinkt die Hemmschwelle für strafbare Handlungen gegenüber diesen Menschen. Verfasser*innen von Hate Speech berufen sich dabei auf das Recht der freien Meinungsäusserung – dabei ist Hass keine Meinung. Hass ist destruktiv, zerstörerisch und gefährlich für unser Zusammenleben. Die Grenzen des öffentlich Tolerierbaren haben sich in den vergangenen Jahren verschoben. Hate Speech wird mit Klarnamen und unter Angabe des Arbeitgebers sorglos ins Netz gestellt und ohne Scham verbreitet. Der verbale Diskurs von gegensätzlichen Meinungen verkommt dabei auf Social Media vermehrt zum gehässigen Disput, der in Beschimpfung und Abwertung endet. Dabei radikalisiert sich die Sprache und die Gräben des Kulturkampfes werden tiefer. Hate Speech ist kein Randphänomen, sondern ein neueres Phänomen in der modernen Lebenswelt Internet und geht uns alle etwas an, denn spätestens seit dem zweiten Weltkrieg wissen wir wohin Hass, wohin die immer wiederkehrende Entmenschlichung und wohin die immer wiederkehrende Dämonisierung von Gruppen von Menschen führen kann. In diesem Zusammenhang ist der Lebenswelt Internet besondere Aufmerksamkeit zu schenken. Nur 10 Prozent aller Nutzer*innen des Internets produzieren den gesamten Content darin. Die übrigen 90 Prozent sehen und hören nur zu. Dabei ist Hass alltäglich und laut, Gegenrede wirkt im Vergleich klein, verzagt und leise – mit fatalen Folgen für die 90 Prozent der Zuhörer*innen. 77 Prozent der deutschen Internetnutzenden gaben in einer Untersuchung an, bereits mit Hate Speech konfrontiert worden zu sein. 50 Prozent der Befragten gaben an, aus Angst vor Hate Speech im Netz bereits einmal gezögert zu haben, sich online in eine Diskussion einzumischen. Die häufigsten Ziele von Hate Speech sind LGBT-Menschen, Muslim*innen und Frauen. Dabei handelt es sich um grundsätzlich altbekannte Feindbilder: Frauen, Muslime und Musliminnen, Juden und Jüdinnen, Linke, LGBT-Menschen, Flüchtlinge und Ausländer, sowie dunkelhäutige Menschen. Virtuell als auch in der Realität verzeichnen wir einen besorgniserregenden, gesamtgesellschaftlichen Anstieg von Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und Islamfeindlichkeit.

In Bezug auf Hate Speech sind alle Systemebenen in der Übernahme von Verantwortung gefordert – denn es gibt immer eine Alternative zu Hass und es gibt eine Alternative zum Zusehen und Zuhören wenn Hass spricht. In unserer Situationsanalyse mit Handlungsempfehlung werden Zusammenhänge erläutert und Möglichkeiten des alternativen Handelns auf allen Systemebenen aufgezeigt, um den Zusammenhalt innerhalb der Gesellschaft zu fördern und eine inklusive Gesellschaft voranzutreiben, in welcher für Hate Speech kein Platz ist, weder in der Realität noch im Netz.

Zur Publikation dazu von humanrights.ch